Im August habe ich diskutiert, warum das von Arbeitsministerin Baas angekündigte Bundestariftreuegesetz ein Schritt in die richtige Richtung ist. Es genügt aber bei weitem nicht, um die Konsequenzen der rückläufigen Tarifbindung auszugleichen, welche die Verhandlungsposition von Beschäftigten in ganz unterschiedlichen Branchen empfindlich verschlechtert. »Tariffreue: Halbes Pflaster für eine klaffende Wunde« vom 19. August 2025).
Über diese Frage habe ich eine lebhafte Diskussion mit Heiner Flassbeck geführt, die im Wirtschaftsmagazin «Surplus» dokumentiert ist. Heiner Flassbeck hält die Forderung für mindestens unrealistisch - ich meine, wir müssen darüber nachdenken, unter welchen Bedingungen sie umzusetzen wäre. Immerhin leiden sowohl Vollzeitbeschäftigte, die inklusive Überstunden oft deutlich länger arbeiten, als sie möchten, als auch Teilzeitbeschäftigte und «Minijobber*innen», die von ihren Jobs nicht leben können, unter Arbeitszeiten, die nicht zum Leben passen. «Kurze Vollzeit für alle» wäre ein Projekt, das sicher auf große Widerstände treffen würde. Aber sollte man es deshalb gar nicht erst versuchen?