Wirtschaftsdemokratie: wie weiter?

Machtkonflikte um Demokratie und Arbeit nach 1945 - das war das Thema, über das ich am 17. September 2025 in Bonn bei einer Podiumsdiskussion mit dem Zeithistoriker Morten Reitmayer (Universität Trier), mit Kerstin Marx (Vorsitzende des Konzernbetriebsrats und Mitglied des Aufsichtsrats der Telekom AG) und mit Ernesto Klengel (Leiter des Hermann-Sinzheimer-Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Hans-Böckler-Stiftung) diskutiert habe. Diese Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung fand im Rahmenprogramm des Historiker*innentags statt und wurde von  Stefan Müller moderiert. Vor allem zwei Punkte wurden deutlich: Was Wirtschaftsdemokratie ist, kann ganz unterschiedlich definiert werden - und gerade in unserer Zeit, in der demokratische Standards speziell in der Arbeitswelt unter massiven Druck geraten, geht an einer neuen Auseinandersetzung mit diesem Konzept kein Weg vorbei!

 

Demokratie in der Arbeitswelt unter Druck

Am 11. Januar 2025 lud der Deutsche Gewerkschaftsbund Frankfurt am Main zum Neujahrsempfang. Nach einer (nicht ganz kurzen) Begrüßung durch den Geschäftsführer der DGB Region Frankfurt-Rhein-Main und einer Ansprache von Mike Josef Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt habe ich die Hauptrede gehalten (sie beginnt in der Aufzeichnung bei 1:25:00). Darin habe ich an den Schwur der Gefangenen von Buchenwald erinnert: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Wo stehen wir heute? Eine Partei, die Remigration fordert und den Nationalsozialismus für einen »Vogelschiss« in der deutschen Geschichte hält, wurde zweitstärkste Kraft bei der Bundestagswahl, und von Seiten der Regierung wird verlangt, »wir« müssten wieder kriegstüchtig werden. Doch auch und gerade in der Arbeitswelt, in den Betrieben, stehen demokratische Standards unter Druck – das ist eine enorme Herausforderung für gewerkschaftliche Politik. Ihr müssen wir uns stellen. Nie wieder ist jetzt!