Ist Deutschland bereit für die 4-Tage-Woche?

Über diese Frage habe ich eine lebhafte Diskussion mit Heiner Flassbeck geführt, die im Wirtschaftsmagazin «Surplus» dokumentiert ist. Heiner Flassbeck hält die Forderung für mindestens unrealistisch - ich meine, wir müssen darüber nachdenken, unter welchen Bedingungen sie umzusetzen wäre. Immerhin leiden sowohl Vollzeitbeschäftigte, die inklusive Überstunden oft deutlich länger arbeiten, als sie möchten, als auch Teilzeitbeschäftigte und «Minijobber*innen», die von ihren Jobs nicht leben können, unter Arbeitszeiten, die nicht zum Leben passen. «Kurze Vollzeit für alle» wäre ein Projekt, das sicher auf große Widerstände treffen würde. Aber sollte man es deshalb gar nicht erst versuchen?

10 Jahre Mindestlohn: Jubiläum als politischer Auftrag

Friedrich-Ebert-StiftungZum 1. Januar 2015 wurde endlich auch in Deutschland ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt. Nicht alle waren davon begeistert: Unternehmerverbände prophezeiten den Verlust unzähliger Jobs, und auch in den Gewerkschaften setzte sich eher zähneknirschend die Erkenntnis durch, dass das Pochen auf Prinzipien der Tarifautonomie in Branchen, in denen es weder Betriebsräte noch Tarifverträge gibt, nicht das letzte Wort sein kann. In einer Veröffentlichung für die Friedrich-Ebert-Stiftung (in der Reihe FES-Impuls) habe ich einen genaueren Blick auf dieses Jubiläum geworfen. Es ist ein Grund zum Feiern, weil es belegt, dass Politik einen Unterschied macht. Doch welche Beschäftigtengruppen haben besonders vom gesetzlichen Mindestlohn profitiert? Welche Arbeitsrealitäten verbergen sich dahinter, dass ein »Minijob« für die Betroffenen zunehmend nur einen von mehreren Jobs darstellt? Warum hat der gesetzliche Mindestlohn weder Armut trotz Arbeit noch Armut im Alter verschwinden lassen? Auf welchen Wegen wird seine Zahlung umgangen? Und was könnte man zur Lösung all dieser Probleme tun, wenn man das Jubiläum auch als politischen Auftrag versteht? Nachzulesen sind meine Gedanken dazu hier.